Paradoxe Kommunikation im Familienunternehmen.

Die Modedesignerin Isolde empfindet Ihre Tochter und Nachfolgerin als undankbar… Martin hält seinen Vater und geschäftsführenden Gesellschafter für ungerecht… Bernd fühlt sich verantwortlich für seinen Bruder und Teilhaber… Sandra ist mit dem Führungsstil ihres Mannes und Geschäftspartners nicht einverstanden… Alle Familienmitglieder haben Respekt vor dem sachlichen und rationalen Verhalten des Chefs und Familienoberhaupts…

Worum geht`s? Alle vorgenannten Beispiele haben eine Gemeinsamkeit: ihnen liegen die klassischen Paradoxien in Familienunternehmen zu Grunde.

Familienunternehmen bestehen aus drei verschiedenen Systemen. Als Grundsystem gibt es die Familie, aus der das Unternehmen durch seinen Gründer hervorgegangen ist. Ein zweites Grundsystem ist das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern, Aktiva und Passiva. Und schließlich gibt es das System der Inhaber und Eigentümer.

Daraus ergeben sich verschiedene „Logiken“: In Familien ist die Kommunikation personenbezogen. Unternehmen dagegen funktionieren langfristig nur, wenn die Kommunikation schwerpunktmäßig sachbezogen ist.

Gerechtigkeit in der Familie beruht auf der Erwartung, dass alle gleich und gerecht behandelt werden. Im Unternehmen gilt das Leistungsprinzip und die Erwartung, dass dieses gerecht entlohnt wird.

Familien versuchen die Grenzen gegenüber der Umwelt geschlossen zu halten und verlassen sich eher auf die eigenen Kompetenzen. Ein Unternehmen muss aber, um die eigenen Chancen zu nutzen, offen gegenüber der Außenwelt sein.

Familien hängen an Traditionen und haben damit tendenziell eine Vergangenheitsorientierung. Unternehmen hingegen müssen offen sein für Innovationen und Veränderung, um die Existenz zu sichern.

Das Unterfangen, sich innerhalb dieser sich paradoxen Logiken gleichermaßen „logisch“ zu verhalten ist vergleichbar mit einer Gratwanderung: Was innerhalb des Familiensystems als angemessen und gerecht gilt, ist im Unternehmenssystem nicht nachvollziehbar und ungerecht. Diese Paradoxien aufzulösen ist unmöglich, es gibt keine übergeordnete Rationalität.

… wirklich? Der erste Schritt im Umgang mit den Paradoxien ist Bewusstheit: Wer sich bewusst ist, dass er in der Falle steckt, ist ihr bereits nicht mehr so ausgeliefert. Im zweiten Schritt geht es NICHT darum, Entscheidungen zu finden, die ein Problem endgültig zu Gunsten von Familie, Unternehmen oder Eigentümer lösen können. Damit wird die bestehende Dynamik verstärkt statt geklärt.

Wie geht`s weiter? Es geht um kreative Lösungsansätze. Um das gemeinsame Entwickeln von Alternativen, die einen Ausweg aus der typischen Entweder-oder-Situation heraus ermöglichen. Paradoxiemanagement beginnt mit der Erkenntnis, dass die Widersprüche ausgehalten werden müssen. Dies erfordert Offenheit und Ehrlichkeit, Energie, Beharrlichkeit, Mut und Kompromissbereitschaft.

Tipp: Es geht um Selbstreferenz – sich selbst verstehen lernen. Und dies geht über Fragen, Fragen, Fragen: Was macht Ihr Selbstverständnis als Unternehmerfamilie aus? Wie gelingt es Ihnen, Unternehmensthemen, Familienthemen und Eigentum miteinander zu balancieren? Wie gelingt es Ihnen, die verschiedenen Rollen und Positionen auszuloten? Wie machen Sie deutlich, als „wer“ man gerade spricht? Wie gehen Sie mit der Spannung zwischen individuellen Wünschen und Ansprüchen einerseits und der Verantwortung für das Ganze andererseits um? Wenn es hart auf hart geht, welche „Logik“ setzt sich dann durch? Haben Sie als Familienmitglieder das Gefühl, dass die getroffenen Entscheidungen auf Fairness basieren oder gibt es ein Gefühl von Ungerechtigkeit? Wird über diese Themen gesprochen oder werden sie nicht ausgesprochen oder gar tabuisiert?

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